Die 161. BJR-Vollversammlung beschließt Forderungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen auf der Flucht sowie zur Verhinderung von Menschenhandel und Ausbeutung.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat seit dem 24. Februar 2022 fast ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung gezwungen, von ihrem Zuhause zu fliehen. Der Großteil sind Frauen und Kinder. Viele mussten alles zurücklassen, was für sie von Wert war, sie sind traumatisiert und verängstigt. In Deutschland stehen wir einmal mehr in der Verantwortung, diesen Menschen Schutz zu bieten. Ihnen genauso wie den vielen anderen Menschen, die ihre Heimat aufgrund von Kriegen, Verfolgung und Not verlassen mussten. Beim Bayerischen Jugendring (BJR) gilt unsere Aufmerksamkeit dabei insbesondere den Kindern und Jugendlichen und darüber hinaus marginalisierten Personengruppen.
In der aktuellen teils chaotischen Lage ist die Gefahr groß, dass junge Geflüchtete ungeachtet der Behörden in die Hände von Verbrecher:innen geraten, die ihre Vulnerabilität ausnutzen und sie ausbeuten oder sexualisierter Gewalt aussetzen. Immer mehr Berichte zeugen von dubiosen Übernachtungs- und Jobangeboten für ankommende Geflüchtete. Eine besondere Gefährdung besteht bei unbegleiteten Minderjährigen und wenn finanzieller Druck herrscht, weil nicht auf ein eigenes Vermögen oder Einkommen zugegriffen werden kann, weil Schleuser:innen bezahlt werden müssen oder die Familie im Herkunftsland auf Geldhilfen angewiesen ist.
Diese skrupellose Ausbeutungspraxis verurteilen wir aufs Schärfste. In verschiedenen Positionspapieren hat der BJR bereits angemahnt, dass auf das besondere Schutzbedürfnis von geflüchteten Kindern und Jugendlichen, aber auch von allen weiteren Geflüchteten reagiert werden muss.1 Diese Mahnung möchten die Delegierten der 161. BJR-Vollversammlung angesichts der Dringlichkeit der aktuellen Situation erneut bekräftigen. Gemeinsam stehen wir ein für den Schutz von Kindern und Jugendlichen auf der Flucht, so wie es in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegt ist. Menschenhandel und Ausbeutung müssen verhindert werden, deshalb fordern wir:
1 Siehe z.B. 160. Vollversammlung (VV): „Geflüchtete Mädchen und junge Frauen stärken“; 155. VV: „Für ein sicheres Ankunftsland“; 152. VV: „Für ein Klima der Menschenfreundlichkeit“; 154. VV: „Frauen auf der Flucht – Die Verantwortung der Europäischen Union (EU)“
2 Siehe Artikel 10 (Familienzusammenführung), 19 (Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung, Verwahrlosung), 22 (Flüchtlingskinder), 32 (Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung), 34 (Schutz vor sexuellem Missbrauch), 35 (Maßnahmen gegen Entführung und Kinderhandel)
3 missingchildreneurope.eu/download/figures-and-trends-2021/?wpdmdl=3778&refresh=6298746ff01711654158447
4 Siehe 156. VV: „Kinder und Jugendliche schützen: Standards für Flüchtlingsunterkünfte“
5 Siehe www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-kinder-vermisst-lka-1.5590854