Philipp Seitz spricht auf der 163. BJR-Vollversammlung
21.10.2023

Werte, Halt und Orientierung in Krisenzeiten

BJR-Präsident: Der "vergessenen Generation" nach Corona endlich Aufmerksamkeit schenken – Jugendarbeit schafft Gemeinschaft, Selbstwirksamkeit und Mitbestimmung

Bei seiner ersten jugendpolitischen Grundsatzrede hat der seit Mai 2023 amtierende Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR), Philipp Seitz, eindringlich an Politik und Gesellschaft appelliert, jetzt endlich die Jugend als „vergessene Generation“ der Corona-Pandemie in den Mittelpunkt zu stellen und die Jugendarbeit durch ausreichende finanzielle Mittel zu stärken. „Sind Euch junge Menschen egal“, fragte Seitz und zitierte damit ein Protest-Graffito, das kürzlich vor dem Bundesjungendministerium auf die Straße gesprüht wurde und das sich gegen vom Bund angekündigte Kürzungen des Jugendbudgets richtete.

„Mir sind junge Menschen nicht egal. Euch sind junge Menschen nicht egal“, rief Seitz den 66 Delegierten der BJR-Vollversammlung sowie zahlreichen Gästen aus Jugendarbeit und Jugendhilfe zu, die noch bis zum 22. Oktober in Nürnberg tagen: „Deshalb sind wir hier. Weil wir die Probleme junger Menschen sehen und ihnen eine starke Stimme geben.“

„Wie erreichen wir junge Menschen, die sich vernachlässigt fühlen“, fragte Seitz das Auditorium. „Die der Auffassung sind, dass sie nicht gehört werden? (…) Die glauben, dass die demokratischen Parteien ihnen kein Angebot unterbreiten können?“ Jetzt brauche es eine starke Jugendarbeit: „Eine Jugendarbeit, die seit Generationen beweist, wie wirkmächtig sie ist. Eine Jugendarbeit, die Kompetenzen stärkt. Jetzt braucht es Medienpädagogik und Demokratiebildung. Jetzt braucht es Gemeinschaft, Orientierung und Halt.“

„Die hohe Inflation, der Klimaschutz, Krieg, nicht nur in der Ukraine und in Israel, der Leistungsdruck, soziale Gerechtigkeit, bezahlbarer Wohnraum, Mobilität auch auf dem Land“, all das sind Themen, die junge Menschen stark beschäftigen, betonte Seitz. „Wir haben es mit multiplen Krisen zu tun, mit (…) Sorgen und Ängsten, mit einem erstarkenden Rechtspopulismus in Europa.“ In diesem Kontext sei Polen „ein Hoffnungsfunken: „Die dortige Jugend hat ein Zeichen gesetzt. Sie hat die Rechtspopulisten der PiS abgewählt.“

„Jugendarbeit sorgt dafür, dass die Vielfalt der Gesellschaft stärker berücksichtigt wird. Wir machen uns stark gegen Hass und Hetze. Jugendarbeit beschäftigt sich mit Inklusion und Integration. Jugendarbeit lebt Inklusion und Integration. Jugendarbeit setzt sich für ein solidarisches Miteinander in der Integrationsgesellschaft ein“, unterstrich Seitz: „Wir leisten unseren Beitrag. Und wir sind bereit, alle mitzunehmen. Jugendarbeit ist Gegenwart und Zukunft. Wir sind Motor der Transformation in unserer Gesellschaft.“

Mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen in Bayern äußerte Seitz den dringenden Wunsch, dass die Jugendarbeit in Bayern im Koalitionsvertrag explizit festgeschrieben wird: „Ich hätte da einen Formulierungsvorschlag“, so der BJR-Präsident: „Wir schaffen eine bedarfsgerechte Basisförderung für die Jugendarbeit, um Angebote weiterzuentwickeln, um Angebote für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten, damit Jugendarbeit unsere Gesellschaft mitgestaltet. Wir schaffen angemessene Ressourcen, um ehrenamtliche Jugendleiter:innen auszubilden und junge Menschen zu bilden. Wir stellen Gelder und Personal bereit, um Strukturen auszubauen oder zu entwickeln.“

„Jetzt braucht es ein Investitionspaket in die Jugendarbeit, das nachhaltig stärkt. Denn wer in die Jugendarbeit investiert, der stärkt unsere Demokratie“, unterstrich Seitz. „Junge Menschen wollen sich entfalten (…), wollen ihren Interessen nachgehen. Wir geben jungen Menschen Räume, in denen sie zusammenkommen können. Diese Räume wollen wir ausbauen. (…) Manchen jungen Menschen müssen wir diese Räume zeigen und aktiver auf uns aufmerksam machen. Dabei sind wir alle gefragt. Denn wir haben die Kraft, das Leben junger Menschen positiv zu bewegen.“

Wortlaut der Rede und Audio-Datei: https://www.bjr.de/service/neuigkeiten/jugendpolitische-grundsatzrede-2023

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